Clematis-Hybriden

Waldreben Züchtungen – vermutlich die beliebtesten Kletterpflanzen am Haus und im Garten

Filigrane Rankpflanzen geringer Wuchshöhe für halbschattige bis sonnige Standorte, Blütenschmuckpflanzen.

Aus den weltweit verbreiteten Wildformen der Clamatis ist eine sehr grosse Anzahl (längst über 250) großblumiger Sorten (Hybriden) gezüchtet worden, die man verschiedenen Gruppen zuordnet. Inzwischen haben die Clematis-Züchtungen eine so hohe Beliebtheit erreicht, dass sich die Züchter mit der Präsentation neuer Sorten (z.B. auch immergrüne Clematis) förmlich überschlagen, alljährlich wird das Angebot um etliche Sorten erweitert.
Auf diese Vielfalt einzelner Clematis-Sorten und ihre Herkunft, bzw. Gruppenzuordnung einzugehen, würde den hiesigen Rahmen (begrünungstechnische Aspekte der kletternden Arten) sprengen. Ich verweise auf die Fachliteratur, z.B. A.BÄRTELS, „Schöne Clematis“ oder MENZEL u. MENZEL, „Das Kletterpflanzenbuch“, beide Ulmer Verlag, Stuttgart und natürlich auf die aktuellen Kataloge spezialisierter Züchter und Händler.

Die Zuordnung der einzelnen Clematis-Sorten zu den o.a. Abstammungsgruppen ist vor allem hinsichtlich des Zeitpunktes für Rückschnitte von praktischer Bdeutung. Z.B. blühen Hybriden der Patens- und der Florida-Gruppe am vorjährigen Holz. Rückschnitte sollten daher direkt nach der Blüte durchgeführt werden.
Inzwischen unterscheidet man Clematis praktischerweise weniger nach Herkunft, sondern ordnet sie direkt Schnittgruppen zu. Neben zahlreichen anderen Spezialbetrieben bietet z.B. die bekannte Firma Westphal ein besonders umfangreiches Sortiment und gibt Interessenten eine umfassende Erläuterung der Schnittgruppen.

Der Name Clematis ist griechischer Herkunft – „clema“ bedeutet Ranke. Die immer wieder anzutreffende, angeblich deutsche Schreibweise „Klematis“ ist daher schlichtweg falsch. Der richtige deutsche Name „Waldrebe“ kennzeichnet den bevorzugten natürlichen Standort, aus dem sich Ansprüche an die Pflanzstelle herleiten. Fast alle Clematis-Hybriden bevorzugen feuchte, humose und nährstoffreiche Böden sowie einen verschatteten (nicht zu warmen) Wurzelraum. Etliche Wildarten und Züchtungen gedeihen allerdings auch mit ganz anderen Bodenverhältnissen.

>Alle Clematis-Hybriden, z.B. die abgebildete Sorte ‚Rouge cardinal‘ sind ausgesprochen feingliedrige Gewächse. Clematis Jackmannii-Hybriden werden etwa sech Meter hoch, die anderen zwischen zwei und vier Meter.
Die Triebdicke am Wurzelhals der Clematis-Hybriden dürfte 3 cm kaum übersteigen, das maximale Pflanzengewicht (Sommer) der kleineren Clematis-Sorten liegt etwa bei 0,5 kN/Pflanze. Für die größeren Sorten der Jackmannii-Gruppe sind bis etwa 0,9 kN/Pflanze sommerliches Maximalgewicht anzusetzen. Die geringen Gewichte bewirken i.d.R. uneingeschränkte Verwendungmöglichkeiten von Clematis-Hybriden unter begrünungstechnischen Aspekten.

Clematis 'Rouge cardinal'

Clematis 'Rouge cardinal'

Alle Clematis ranken mit ihren Blattstielen. Diese verholzen und geben damit über eine Vegetationsperiode hinaus Halt. Der bis etwa streichholzdicke Blattstiel überdauert ggf. sogar mehrere Jahre.
Das aktive Ranken – hier Anschmiegen und Verknoten des Blattstiels – erfolgt innerhalb einer „sensiblen Phase“ während des Blattwachstums auf einen Berührungsreiz hin. Der Blattstiel hat also nur einen Versuch, seine Funktion als seines Triebes zu erfüllen. Er kann selbstverständlich weder prüfen woran er sich befestigt oder ob er damit Erfolg hat – das genetische Programm läuft so oder so ab. In natürlicher Umgebung, wo die Rankpflanzen meist verzeigte Sträucher und kleinere Bäume bewachsen, die ihnen Windschutz gewähren und räumliche Ausdehnung ermöglichen, funktioniert das mehr als ausreichend.
Bei der Fassadenbegrünung an künstlichen, meist flächigen aber oft auch nur linearen Kletterhilfen wird der Berührungsreiz vorwiegend von eigenen Teilen der Pflanze ausgelöst. Ein bereits bewachsenes Profil (Draht, Seil oder Stab) ist für die rankenden Blattstiele nachwachsender Clematis-Triebe praktisch nicht mehr erreichbar, da sie sich aufgrund Berührungen mit älteren Blättern und Trieben vorher (davor) verknoten. Vor allem nachwachsende Triebe befestigen sich daher hauptsächlich indirekt an einer Kletterhilfe. Für einen sicheren Halt zum Zwecke einer flächigen Fassadenbegrünung empfehlen sich daher filigrane, engmaschige und angemessen breite Kletterhilfen (hier Rankgitter).

Auch sogenannte Rankseile sollten für den Bewuchs mit Clematis netzartig angeordnet werden. Lineare Vertikalstrukturen, selbst solche mit sogenannten Abrutschsicherungen, sind auf Dauer ungeeignet, da alle Clematis den mit der Zeit nachlassenden direkten Halt (abbrechende Blattstiele) nur nach totalem Rückschnitt erneuern können. So begründet sich die Forderung nach Engmaschigkeit der Rankgitter für Clematis. Dieser steht ggf. die Forderung nach einer Strukturierung entgegen, die Pflegemaßnahmen (Leitung und/ode Schnitt) möglichst wenig behindert. Als Kompromiss bieten – in Abhängigkeit von Wüchsigkeit, aktiver Rankenlänge und Windexposition Feldweiten der Rankgitter zwischen 10 cm x 10 cm und 25 x 35 cm an.
Selbstverständlich stellen filigrane räumliche Strukturen wie Ranksäulen oder auch sogenannte Rankobelisten ideale Rankhilfen für Clematis dar. Die Blattstielranken umfassen aufgrund ihrer beschränkten Länge i.d.R. Profile (Stäbe, Seile usw.) bis ca. 3,5 cm Umfang. Allerdings erweisen sich die meisten Produkte aus dem handelsüblichem Angebot solcher Klettergerüste selbst für die schwachwüchsigen Sorten als viel zu klein.

Über negativen Phototropismus von Clematis liegen keine Kenntnisse vor. Er ist so unwahrscheinlich, dass dieser Aspekt vernachlässigt werden darf. Angesichts sehr geringer Triebdurchmesser und relativ kleinem Wuchs sind Clematis-Hybriden allgemein vor jeder Fassaden bedenkenlos verwendbar.

Die Lebenserwartung der meisten Clematis-Hybriden schätze ich auf etwa 10 bis 20 Jahre.

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