Bougainvillea glabra

Bougainvilleen – Drillingsblumen

Die inzwischen in allen wärmeren Klimaten anzutreffende Bougainvillea glabra stammt aus Südamerika. Ihre ursprüngliche Heimat umfasst etwa das heutige Brasilien, Kolumbien und Peru. Über Portugal und Spanien eroberte sie zuerst den Mittelmeerraum, wo sie sowohl als Heckenpflanze als auch zur Fassadenbegrünung häufig eingesetzt wird.
In Mitteleuropa und anderen kälteren Regionen kann sie leider nur bedingt Verwendung finden, da ihre Frostempfindlichkeit ein Überwintern in geschützten Räumen erfordert.
Die deutsche Bezeichnung „Drillingsblume“ beruht darauf, dass die jeweils zu dritt stehenden Blüten (trichterförmig, klein, weißlich bis gelb) von drei rosa bis pupur, bzw. auch bläulich violett gefärbten Hochblättern umstanden werden. Es gibt auch Sorten mit weißlicher, gelblicher oder oranger Blattfärbung.

Fassadenbegrünung mit Bougainvillea (verschiedenfarbige Exemplare)

Fassadenbegrünung mit Bougainvillea (verschiedenfarbige Exemplare)

Insgesamt sind etwa 20 Bougainvillea-Arten bekannt, aber Bougainvillea glabra ist mit Abstand die meistvertreitete Art. Daneben ist hier eigentlich nur Bougainvillea spectabilis erwähnenswert. Diese Art ist etwas weniger blühwillig, dafür aber wuchsstärker. Die Blätter dieser Bougainvillea-Art sind behaart.
Das Laub der in der Praxis dominierenden Bougainvillea glabra ist anfangs hellgrün – ausgewachsen dunkelgrün, glatt und leicht glänzend. Laubfall dieser eigentlich immergrünen Pflanze kann sowohl durch Kälte (ab Temperaturen um den Gefrierpunkt), Trockenheit und mechanische Einflüsse ausgelöst werden.
Bougainvillea glabra verträgt kurzfristig (einige Stunden) leichten Frost (bis etwa -5 Grad C), wird aber bereits bleibend geschädigt, wenn sie solchen Temperaturen anhaltender ausgesetzt bleibt. Die Möglichkeiten, diese Pflanze im Freien zu überwintern, beschränken sich daher in Mitteleuropa auf sehr seltene Ausnahmesituationen.
Der als Reaktion auf Trockenheit verursachte Laubfall schützt die Pflanze ebenfalls vorübergehend vor größeren Schäden. Sofern die Trockenheit nicht zu lange andauert (m.E. max. drei Wochen) treibt sie kurz nach Wässerung (Ende der Trockenheit) wieder kräftig aus – m.E. regt ein solcher Vorfall auch die Verzweigung an und fördert somit den Blütenreichtum. In unseren Breiten (Kübelpflanzung) sollte auf dauernd feuchtes, aber nicht nasses Substrat geachtet werden.

Bougainvillea glabra (Detailfoto Farben)

Bougainvillea glabra (Detailfoto Farben)

Auch wenn Bougainvillea in Mitteleuropa bevorzugt an mobilen – also eher kleinen – Kletterhilfen (z.B. etwa raumhohen „Ranksäulen“) eingesetzt werden sollte, nachfolgend ein paar Hinweise für Gegenden in denen man sie als ausdauernde Kletterpflanze zur Fassadenbegrünung verwenden kann. Die Literatur gibt für Bogainvillea glabra Wuchshöhen zwischen fünf und acht Metern an. Aber – wie so oft – gibt es auch für diese Art immer wieder Beispiele für deutlich höheres Wachstum. Exemplare mit 12 m Höhe und mehr findet man bereis an der Cote Azur. Bougainvilleen dieser Größe weisen am Wurzelhals einen Triebdurchmesser um 20 cm auf.

Bougainvillea - oben seitlich geleitet

Bougainvillea - oben seitlich geleitet

Als Kletterhilfen für Bougainvillea eignen sich besonders solche Gitterstrukturen, die dem spreizklimmenden Wuchs soviel Halt gewähren, dass die Blätter möglichst wenig mechanische Belastung erfahren. Sie sollten z.B. nicht durch Windeinwirkung an der Fassade scheuern können. Günstig sind rechteckig, quadratisch oder rautenförmig strukturierte Gitter aus dünneren Stäben (Leisten).Dabei empfehlen sich Feldmaße zwischen 30 cm x 30 cm und max. ca. 45 cm x 45 cm. Obwohl Bougainvillea ein Spreizklimmer ist, entwickelt sie (ähnlich Rosen) ein relativ steifes (tragfähiges) Holz und strebt daher eher in die Höhe als in die Breite. Horizontale Führung der Bougainvillea an Kletterhilfen ist dennoch leicht möglich.

Bougainvillea über Pergola

Bougainvillea über Pergola

Bei primär senkrechter Aufleitung sollten die Kletterhilfen ausreichend breit sein (ab etwa 100 cm) und man sollte überhängende Äste rechtzeitig zurückschneiden oder gegen Abbrechen unter Eigenlast (meist am Stamm oder in Gabelungen) sichern.
In „begrünungstechnischer“ Hinsicht liegt der beachtenswerteste Unterschied zwischen Kletterrosen (hier Climber) und Bougalinvillea-Arten/Sorten in der Wuchsstärke. Mit wuchsstarken, holzigeren Kletterrosen lassen sich Begrünungen ausführen, die den hier dargestellten Fassadenbegrünungen sehr stark ähneln.

Das oberste Bild (Seitenanfang) belegt, dass Bougainvillea zu sehr räumlicher Entwicklung tendiert. Daraus resultiert unter Umständen ein erhebliches Gewicht ausgewachsener Exemplare unter Einfluss von Regen. Eine große Kletterhilfe sollte eine Pflanze mit ca. 5 kN (500 kg) Nassgewicht tragen können.

Begrünung mit Bougainvillea - Kletterhilfe aus Holzlatten mit Drahtverspannung

Begrünung mit Bougainvillea - Kletterhilfe aus Holzlatten mit Drahtverspannung

Blüten und rote Hochblätter

Blüten und rote Hochblätter


Leider erfordert die Verwendung von Bougainvillea in Europa außerhalb des Mittelmeerklimas immer eine Möglichkeit zur geeigneten Überwinterung. Ideal ist ein heller Raum mit Temperaturen dauerhaft um 10 Grad C. Es ist aber auch möglich, die Bougainvillea zeitweise in etwas kälteren dunklen Räumen abzustellen. Während der Winterpause, in der i.d.R. Blattabwurf erfolgt, sollte nur sehr spärlich gewässert werden. Sobald die Pflanze wieder austreibt (meist etwa Februar), braucht sie wieder einen hellen Standort, möglichst Temperaturen um 15 Grad C und etwas mehr Wässerung.

Bougainvillea als temporärer Teil einer Fassadenbegrünung, hier "Farbtupfer" zwischen Wein und Blauregen zum Verdecken eines Entlüftungsrohres (2007)

Bougainvillea als temporärer Teil einer Fassadenbegrünung, hier "Farbtupfer" zwischen Wein und Blauregen zum Verdecken eines Entlüftungsrohres (2007)

Die Überwinterung führt dazu, dass hierzulande Bougainvilleen vornehmlich in transportablen Kübeln gehalten werden und nur beschränkte Größe erreichen dürfen. Der dazu notwendige (ggf. sehr drastische) Schnitt erfolgt praktischerweise im Herbst. Aufgrund Kübelpflanzung und Größenbeschränkung einer „mobilen“ Bougainvillea sind auch die Einsatzmöglichkeiten zur Fassadenbegrünung eingeschränkt. Wo die Überwinterung der Drillingsblumen im Freien nicht möglich ist, werden sie eher als buschartige Dauerblüher zur Dekoration von Außentreppen, Terrassen usw. benutzt – meist durch Stäbe oder sogenannnte „Obelisken“ gestützt. Bis zu einer gewissen Größe führt Rückschnitt zu einer gewissen Tragfähigkeit der Haupttriebe, da diese eine unnatürliche Dicke in Relation zur Größe entwickeln. Allerdings wird der Dickenwuchs des Stammes nicht durch Schnitt gefördert, sondern eher vermindert. Rückschnittbedingter Verlust an aktiver Biomasse bremst das sekundäre Dickenwachstum aller Gehölze.
Eine punktuelle, temporäre Fassadenbegrünung mit Bougainvillea ist aber auch bei „mobiler“ Verwendung möglich. Als spreizklimmende Pflanze lässt sie sich sehr schnell an einer wandgebundenen Kletterhilfe aufbinden und ebenso im Herbst wieder herauslösen.


Die Literatur macht keine Angaben zum Phototropismus der Bougainvillea-Arten – eine lichtfliehende Orientierung ist unwahrscheinlich, aber Wachstum in dunkle Bereiche ist allein aufgreund der Wuchsstärke nicht auzuschließen. Ich halte es dennoch für verantwortbar, eine Bougainvillea vor Bekleidungen mit offenen Fugen einzusetzen.
Über die Lebenserwartung von Bougainvillea liegen keine Angaben vor, anzunehmen sind m.E. weit mehr als 50 Jahre.