Kletterpflanzen

Kletterer für vertikales Grün an Fassaden, Mauern und Klettergerüsten

Erhalt und Pflege von Fassadenbegrünungen;
Kontrolle, Leitung, Schnitt und Verjüngung von Kletterpflanzen, speziell starkwüchsigen Schlingpflanzen.

Informationen über einzelne kletternden Arten bietet unsere Kletterpflanzen Übersicht

Kletterpflanzen zeichnen sich generell dadurch aus, dass sie unter natürlichen Wuchsbedingungen ihr Eigengewicht nicht „eigenständig“ tragen können. Für Höhenwuchs benötigen sie immer eine stützende Unterlage – entweder eine aufwärts führende Fläche oder eine stehende Struktur. In natürlicher Umgebung stellen Felsen oder dickere Bäume geeignete Flächen und andere Pflanzen (Gräser, Stauden, Gehölze usw.) entsprechende Strukturen bereit. Die Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen erfolgt durch direkten Flächenbewuchs durch Selbstklimmer oder durch Bewuchs von (künstlichen) Kletterhilfen durch Gerüstkletterpflanzen.

Kletterformen (-strategien, -techniken) der Kletterpflanzen

Kletterpflanzen zur Fassadenbegrünung Systematik, Schlinger, Winder, Ranker Sprossranker, Blattstielranker, Spreizklimmer, Rankpflanzen Schlngpflanzen, Schadensvermeidung, Pflege

Selbstklimmer

Selbstklimmer können mittels Haftwurzeln oder Haftscheiben ausreichend rauhe flächige Unterlagen erklettern indem sie sich daran anheften. Den Einsatz von Selbstklimmern zur Begrünung von Fassaden, Wänden und Mauern bezeichnet man daher auch als Direktbegrünung.
Direktbegrünungen sind sehr kostengünstig herzustellen, verursachen jedoch sehr häufig nach einer gewissen Entwicklungszeit hohe Unterhaltungskosten. Selbstklimmender Fassadenbewuchs breitet sich großflächig aus und dringt dabei zielstrebig in Fugen, Risse und Abstände ein. Da es dort durch Dickenwuchs zu Beschädigungen (Bauschäden) kommen kann, darf die Fassade entweder keine diesbezüglich sensiblen Bereiche (Dachanschluss, Wandöffnungen, Außenelemente wie Fallrohre, Jalousien, Geläander) aufweisen oder diese müssen konsequent vom Bewuchs frei gehalten werden. Selbstklimmer und speziell ihre Haftorgane lassen sich i.d.R. nur mit größerem Aufwand restlos von Fassaden entfernen.
Weitere Informationen zur Direktbegrünung von Fassaden und zum Wuchs der Selbstklimmer finden Sie u.a. in unserer „FAQ Fassadenbegrünung“ und in den jeweiligen Beschreibungen der Arten, die wir in unserer „Kletterpflanzen-Übersicht“ für Sie verlinkt haben.
Über die Auswahl der selbstklimmenden Pflanzen kann man wirksam „vorprogrammieren“ ob eine Direktbegrünung sich vornehmlich in die Breite, in die Höhe oder in Form eines Viertelkreises über eine Fassade, bzw. ein Bauwerk ausbreitet.

Gerüstkletterpflanzen

Gerüstkletterpflanzen können vertikale Flächen nur an Kletterhilfen bewachsen. Um sich in ihrer jeweiligen natürlichen Umgebung erfolgreich gegen die Verschattung durch andere Pflanzen zu behaupten, haben sie verschiedene Kletterstrategien (Kletterformen) entwickelt, die es ihnen ermöglichen, sich in kurzer Zeit über diesen auszubreiten. Indem sie die Statik anderer Pflanzen für ihren Höhenwuchs beanspruchen, können sie diesen erheblich beschleunigen. Daher wachsen sie allesamt  – egal wie hoch sie wachsen, bzw. wie groß sie werden können – immer erheblich schneller als die sich selbst tragenden Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung. Vor allem die aus Wäldern stammenden Gerüstkletterpflanzen blühen und fruchten erst wenn sie dazu ausreichend viel Licht bekommen. Sie bilden dann in ihren verschatteten Bereichen am alten Holz  kein  Laub mehr aus.

Schlinger – Winder

Die Schlinger (Winder) streben mittels spiraliger Bewegung ihrer Sprosse um eine Kletterhilfe (dünne Stämme, Halme, Äste, Zweige, bzw. künstliche Kletterhilfen) aufwärts.

Für gutes Funktionieren der Windetechnik müssen die Unterlagen, bzw. Stützen für Schlingpflanzen möglichst zuverlässig umwindbar“ sein. „Umwindbarkeit“ ergibt sich aus der Dauer der Umkreisung einer imaginären Vertikalachse durch die Triebspitze und ihr währenddessen erfolgendes Längenwachstum. Die Umkreisungsdauer ist artspezifisch, das Wachstum variiert mit Witterungs- und Standortbedingungen. Runde, vertikale oder  steil aufwärts gerichtete  Profile mit mindestens 3 mm bis maximal 50 mm Dicke sind geeignet. Daran angebrachte Abrutschsicherungen verbessern den Halt bestenfalls bis sekundärer Dickenwuchs den Trieb festigt. Die Abstände innerhalb gitterartiger Kletterhilfen und zur Fassade müssen so gewählt werden, dass die Kreisung der obersten Triebspitzen ungehindert erfolgen kann. Einige Arten steigern ihren Halt durch die Bildung kleiner Widerhaken (Kletterhaare) entlang des Triebes und können damit auch weniger geeignete Unterlagen erklettern. Diese müssen dazu allerdings auch ausreichend rauh sein.

Rankpflanzen Ranker

Ranker bilden fadenartige, kontaktempfindliche Befestigungsorgane aus. Man unterscheidet Sprossranker, bei denen sich die Ranke i.d.R. aus einem Blüten- oder Fruchtansatz entwickelt, Blattstielranker und Blattranker.

Rankpflanzen klettern an „umfassbaren“ Profilen deren Umfang ihrer „aktiven Rankenlänge“ entspricht. Diese ist meist < 30 mm (entspricht < 10 mm Profildurchmesser). Einige Arten/Sorten entwickeln Ranken, die bis zu 25 mm dicke Profile umwinden können.
Die Rankorgane verholzen innerhalb einiger Wochen oder Monate. Je nach Dicke brechen sie nach ein bis etwa fünf Jahren. Diese Schwächung der Verbindung zur Kletter- oder Rankhilfe wird durch zufällige Einflechtungen in die Kletterhilfe und neuen Ranken an jüngeren Trieben mehr oder weniger kompensiert. Dauerhaft zuverlässiger Halt der ganzen Pflanze und speziell ihrer jüngeren (vitalen) Teile vor einer Kletterhilfe besteht nur dann, wenn immer wieder neu gebildete Ranken an der Kletterhilfe festmachen können. Das ist jedoch nur bei „Zugriff“ auf noch oder wieder unbewachsene Bereiche der Kletterhilfe möglich. Es setzt Raum, in dem aktive Ranken keine anderen Pflanzenteile berühren, voraus. Dauerhafte natürliche Fassadenberankung erfordert also dünne Netz- oder Gitterstrukturen und regelmäßige Rückschnitte, der diese in ausreichendem Maße frei macht. Das ist z.B. bei Clematis der Schnittgruppe 3 sehr einfach, bei Schnittgruppe 1 schwieriger und kann bei hohen flächendeckenden Begrünnugen mit Sprossrankern recht aufwändig werden.

Spreizklimmer

Spreizklimmer wachsen in vertikaler und horizontaler Richtung. Dabei legen sie in natürlicher Umgebung ihre Sprosse auf Unterholz auf oder durchdringen seine Verzweigungen und verhaken sich mittels Quertrieben. Die meisten bilden zusätzlich Stachel, Dornen oder andere Widerhaken, mit denen sie ihren Halt verbessern.

Unidirektional angeordnete Kletterhilfen, speziell vertikale, sind für Spreizklimmer wenig geeignet. An ihnen ist Hilfestellung durch Auf- und Anbinden unverzichtbar. Rechtwinklige Gitter oder Netze in sind günstiger. Im engeren rechteckigen Gitter kann Einstecken (ggf. mittels gegabelter Stange) das Anbinden häufig ersetzen. Eine optimale Kletterhilfe für Spreizklimmer weist möglichst zahlreiche V-förmige Winkel auf. Entsprechende Dreiecks- oder Rautenstrukturen lassen bedingt selbständiges Erklettern durch Spreizklimmer erwarten. Da dise nicht an Profilen klettern, sondern sich zwischen ihnen verhaken, sind weder Profilform noch –dicke für den Wuchs bedeutsam.

Verwendung von Kletterpflanzen an Bauwerken

Die erwünschten Funktionen und Wirkungen jeder Fassadenbegrünung müssen mit den bauseitigen Voraussetzungen, den Standortbedingungen und den Eigenschaften der ausgewählten Kletterpflanzen in gutem  Einklang stehen. Speziell die Fassadenkonstruktion sowie Dimensionen und Gliederungen der Fassade sind zu berücksichtigen. Diese Forderung sollte auch für die Gestaltung einer Fassadenbegrünung und aller ihrer Komponenten berücksichtigt werden. Dabei ist ggf. ein Urheberrecht des Entwurfsverfassers der Fassade zu beachten.

Abstand der Kletterpflanzen zueinander

Zu geeigneten Pflanzabständen lassen sich keine Pauschalangaben machen. Einer Faustformel zufolge wäre ein Viertel der Wuchshöhe günstig. Sie kann jedoch in der Praxis nur dann berücksichtigt werden, wenn das Begrünungsziel und die Standortvoraussetzungen diesen Mindestabstand erlauben. Je geringer der Abstand ist, desto eher durchmischen sich die Sprosse, so dass die Bedingungen einer durchmischten Pflanzenkombination eintreten.

Kombination von Kletterpflanzen

Man unterscheidet zwischen durchmischten und abschnittweisen Kombinationen. Während eine abschnittweise Variation der Arten insbesondere bei Trennung der Abschnitte nur vorteilhaft wirkt, bewirken Durchmischungen eine Erhöhung des Pflegeaufwandes. Dieser kann bei besonders „unglücklichen“ Kombination so groß werden, dass die Umsetzung des Begrünungszieles unangemessenen Aufwand erfordert. In dieser Hinsicht sind alle Kombinationen über die unterschiedlichen Kletterformen hinweg auffällig. Speziell durchmischte Kombinationen, an denen wuchsstarke Spreizklimmer beteiligt sind, verursachen großen Zeitaufwand für Leitung und Schnitt.

Berücksichtigung des Dickenwuchses, speziell der „Starkschlinger“

Dickenwuchs holziger Pflanzen entwickelt hohe Druckkräfte, die davon beanspruchte Bauteile unter zusätzliche Spannung setzen, die nicht Gegenstand einer Lastermittlung sein können. Neben eventuellen – praktisch nicht kalkulierbaren – Zusatzbelastungen der Befestigungsmittel verursachen sie Deformation oder sogar Bruch von Kletterhilfen. Sogenannte „Starkschlinger“, d.h. Schlingpflanzen, die große Triebdurchmesser bilden, verursachen häufiger als andere Kletterpflanzen Schäden an Bauwerken und/oder Kletterhilfen vorzugsweise aus Holz oder Seilen.

Der Begriff „Starkschlinger“ ist unbestimmt. Während manche Fachleute ihn nur für Schlingpflanzen mit einem Triebdurchmesser am Wurzelhals ab 15 cm gelten lassen, bezeichnen andere sogar den extrem triebschlanken Schlingknöterich (Fallopia) als Starkschlinger. Tatsächlich ist der „Dickenwuchsdruck“ von Gehölzen an keine Kletterform gebunden. Seine Relevanz  hängt im Einzelfall vor allem von der Größe der Kontaktflächen und den Möglichkeiten des Nachgebens ab. Der Dickenwuchs von Schlingpflanzen wirkt häufiger schädigend, weil die Kletterform zu großen Kontaktflächen und  -aufgrund der Zugfestigkeit des Holzes – geringer Nachgiebigkeit des Triebes führt. Dieser kann zusätzlich durch andere ihn umwindende Triebe selber druckbelastet sein.

Zwängung (A)

Zwängung stellt häufig ein Risiko dar, wenn Fassaden mit wüchsigen Gehölzen begrünt werden. Bietet die Fassade deren Trieben (auch Zweigen / Ästen) Gelegenheit, in oder durch kritische Fugen oder Zwischenräume zu wachsen, sind spätere Zwängungen vorprogammiert. Das Risiko steigt bei negativ phototrop (lichtfliehend) orientiertem und bei windendem Wuchs. Auch z.B. Efeu, Wein oder sogar Spalierobst können bei Vernachlässigung von Kontrollen und Gegenmaßmahmen, z.B. Regenfallrohre (von hinten) beschädigen oder Geländer absprengen. Bei immergrünem Fassadenbewuchs ist eine dazu „ausreichende“ Nachlässigkeit zuständiger Personen sehr verbreitet.
Kommt es zur (Ein)Zwängung eines holzigen Triebes, die dessen Dickenwuchs behindert, reagiert er mit Abplattung im Zwängungsbereich, baut aber weiterhin unvermindert Außendruck auf. Mit der Größe der Kontaktfläche wächst die absolute Querkraft zwischen den einengenden Elementen. Eine Kontaktfläche von der Größe 5 cm x 5 cm (2500 mm²) lässt bei Kletterpflanzen schon ca. 10 kN (entspricht 1 t Gewicht) oder mehr Druck erwarten und kann bereits von einem ungezwängt etwa 3 cm dickem Trieb gebildet werden.

Dickenwuchs an Einzelprofilen (B)

Einzelne Aufleitungen in ausreichendem Abstand zur Wand werden fast ausschließlich durch den Dickenwuchs von Schlingpflanzen – speziell Starkschlingern –  zusätzlich (über die allgemein auftretenden Lasten hinaus) statisch beansprucht. Das mit unterschiedlicher Steigung spiralig umwundene Profil wird parallel zum Trieb durch Querdruck auf Biegung belastet. Daraus resultieren Spannungen, die je nach Steifigkeit des Materials der Kletterhilfe zu dessen Verformung führen können. Seile weisen keine beachtenswerte Steifigkeit auf und geben deshalb jedem Querdruck so weit nach, wie es ihr Dehnvermögen und/oder die Verformung ihrer Befestigungsmittel zulassen. Praktisch alle Querkräfte, denen ein Seil ausgesetzt ist, bewirken eine entsprechende Zunahme der Seilspannung, bzw. Seilzugkraft, die als u.U. sehr erhebliche zusätzliche Vertikallast von den Befestigungsmitteln und vom Tragwerk abgeleitet werden muss. Die Weiterleitung kann ab einem festgelegtem Wert durch Entspannung des Seiles oder entsprechende Sollbruchstellen unterbunden werden. Diese Techniken erfordern regelmäßige Wartung und/oder Instandsetzung und sind teilweise störanfällig. U. a. besteht die Gefahr des Einwachsens bodennaher Entspannungseinrichtungen.

Kletterhilfen aus Vollstäben und/oder dickwandigen Rohrprofilen aus Stahl und GFK  haben sich in der Praxis bisher mehrfach als ausreichend biegesteif erwiesen, um unter Umschlingungen durch bis etwa 8 cm dicke Triebe weitestgehend formstabil zu bleiben. Sie leiten in diesem Fall keine oder nur geringfügige aus Dickenwuchs resultierenden Kräfte auf Befestigungsmittel weiter. Das könnte auch für größere Triebdurchmesser gelten, da sich die Kontaktfläche spätestens wenn sie das gesamte Profil (Stab/Rohr) überdeckt nicht mehr vergrößern kann. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass die von der Plfanze entwickelte Druckkraft weiter zunimmt. Entsprechend sind auch solche Konstruktionen auf Dauer zu kontrollieren.

Kletterhilfen aus Holz weisen i. d. R. deutlich größere Querschnitte auf, die zu großen Druckflächen und damit hohen Querkräften bei besonders unregelmäßiger Umwindung führen. In Verbindung mit Verwitterung und ggf. Fäule aufgrund unmöglicher Erneuerung des Holzschutzes unter Bewuchs führt der Dickenwuchs von Starkschlingern häufig zum Bruch hölzerner Kletterhilfen acu wenn diese mal sehr stabil waren.

Dickenwuchs an parallel aufstrebenden Profilen und in Gitterstrukturen (C)

Wenn ein Leit- oder Nebentrieb einer Schlingpflanze von einem Profil auf ein benachbartes wechselt, werden durch seinen anschließenden Dickenwuchs beide Profile zusammen gedrückt. Die dabei wirkenden Druckkräfteauf jedes einzelne Profil  sind etwa gleich hoch wie im Falle einer Zwängung, da die deutlich höhere Zugfestigkeit des quer gewachsenen Triebes keine Längung ermöglicht. Sie verformen je nach Stützabständen auch GFK- und Stahlprofile. Die auf beide Profile zusätzlich zu vorhandenen Beanspruchungen („Normallasten“ + evtl. B) wirkenden Kräfte werden von ihnen je nach Elastizität un